Warum die KI-Debatte am falschen Punkt ansetzt
December 20th, 2025
Öffentliche Einrichtungen können mit der Geschwindigkeit, in der sich unsere Welt derzeit verändert, kaum Schritt halten. Gleichzeitig wächst die Frustration vieler Menschen innerhalb demokratischer Systeme, da diese angesichts der rapiden und radikalen Umwälzungen zunehmend machtlos erscheinen. In diesem Spannungsfeld erleben wir aktuell die Renaissance eines nahezu ungezügelten Kapitalismus – besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz.
Mit rasanter Geschwindigkeit bewegen wir uns in Richtung einer Superintelligenz. Während Demokratien noch darüber debattieren, wie sich eine solche Entwicklung regulieren oder zumindest verlangsamen ließe, schreiten Unternehmen wie OpenAI oder Google weitgehend ungehindert voran. Reflexartig entstehen Feindbilder, und ein Sam Altman – eher introvertiert und nachdenklich als gesellschaftlich glatt oder charismatisch – eignet sich perfekt für die Erzählung vom bösen CEO, der nach Weltherrschaft strebt.
Dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass auch diese Unternehmen weiterhin durch Board-Strukturen kontrolliert werden und dass nicht die moralischen Versäumnisse einzelner CEOs für das scheinbar unaufhaltsame Voranschreiten technologischer Möglichkeiten verantwortlich sind. Das Problem ist struktureller Natur, nicht persönlicher.
Unternehmen wie OpenAI tun letztlich das, was Unternehmen tun: Sie versuchen, sich in eine Position strategischer Unverzichtbarkeit zu bringen. Daraus erklärt sich auch eine Strategie, bei der die Ausgaben der kommenden Jahre die Einnahmen bewusst bei weitem übersteigen. Dieses Vorgehen ist nicht nur geduldet, sondern explizit gewollt. Das zugrunde liegende Geschäftsmodell ist klar: das Rennen gewinnen, sich an die Spitze setzen – und anschließend Preismodelle, Abonnements und strategische Partnerschaften diktieren.
Die Frage, ob sich die Entwicklung künstlicher Intelligenz realistisch noch verlangsamen lässt, greift jedoch zu kurz – und führt womöglich in die falsche Richtung. Stattdessen müssen Regierungen beginnen, über alternative Modelle der Führung, Kontrolle und Verwaltung von KI-Unternehmen nachzudenken und dafür neue rechtliche Grundlagen zu schaffen. Ebenso dringend ist eine verschärfte Debatte darüber, wem KI-Modelle heute tatsächlich nützen und wie sie im Sinne der gesamten Menschheit eingesetzt werden sollten.
Eine dezentralisierte KI-Zukunft ist grundsätzlich möglich. Sie erfordert jedoch die enge Zusammenarbeit vieler Expert:innen sowie Politiker:innen, die nicht nur meinungsstark, sondern vor allem sachkundig sind.